Kommentar zum Beitrag "Bedenkliche Tendenzen in der Berufsbildung" von Dieter Basener
Wilfried Hautop, Bremen
Eine Orientierung an echten
Ausbildungsberufen ist der richtige Weg und lange überfällig!
Es gibt eine zunehmende Tendenz,
dass sich namhafte „Werkstatt-Veteranen“ nach ihrem Berufsleben unverhofft und
ungewöhnlich äußern. Es ist aber auch schön, wenn sie sich nicht diesem
oberflächlichen Grüßen der Verbliebenen „Man muß loslassen können“
anschließen. Schließlich ist an die weiterhin Werktätigen die Frage zu stellen,
kann man auf die Erfahrung, die Kontakte und Fachkompetenz so ganz einfach
verzichten oder hätte man zur Verbesserung der Werkstätten noch besondere
Aufgaben für „Ehemalige“. Vielleicht würde der BAG-WfbM so eine
Arbeitsgemeinschaft der „Werkstatt-Senioren“ ganz gut tun. Die könnten dann
untereinander diskutieren oder mittels Ausleihe könnte mancher neue
Werkstattleiter etwas kollegiale Beratung erfahren oder sie könnten das
Marketing der Werkstätten sicher verbessern.
Aber nun zur Sache des Kollegen Dieter Basener, der erneut mit großem Blick über die Werkstattlandschaft bedenkliche Tendenzen in der Berufsbildung der Werkstätten ausgemacht hat. Wahnsinn. Hat er die Entwicklungen von Jahrzehnten vom stumpfen Arbeitstraining zum Berufsbildungsbereich, von Aufbewahrung, Normalisierung, Integration oder gar Inklusion vergessen? In die Gesellschaft, in die dortige vielfältige Arbeitswelt wollten wir immer integrieren. Wohin denn sonst? Haben wir das vergessen? Jeder Sozialarbeiter weiß, dass dazu zwei Felder zu beackern sind: Einerseits die Beschäftigten in der Werkstatt befähigen, aber andererseits auch die Gesellschaft, die eine Langsamkeit, Andersartigkeit usw. zulassen muß. Sind wir in den Sondereinrichtungen schon so weit abseits, dass wir „Panikgefühle“ bekommen wenn die Realität sich mit der schulischen Inklusion, der wirklichen Berufswelt oder der UN-Konvention uns endlich mal konkreter nähert? Ziehen wir dann unseren schwierigsten Fall aus der Tasche um zu zeigen, dass das garantiert unmöglich ist?
Angebote für Menschen mit Behinderungen im Wohnen und Arbeiten haben sich in den letzten 30 Jahren gewaltig entwickelt. Betreue Wohnformen, Außenarbeitsgruppen, Unterstützte Beschäftigung oder angemessenen stärker ergonomisch ausgerichtete Arbeit und auch Teilzeitangebote sind für alle Betroffenen ein Fortschritt. Statt neue Tätigkeiten oder merkwürdige Berufe in den Sonderwelten zu kreieren (Serienfertiger, Alltagshelfer etc.), sich an der gesellschaftlichen Berufswelt auszurichten, ist das doch wohl für Integrationshelfer/-assistenten sachlich geboten. Natürlich individualisiert, nach der Behinderung/Leistungsfähigkeit der Person und deutlich mehrheitlich ohne den Erfolg des Gesellen- und Meisterbriefs. Kümmert Euch um die unterschiedlichen Niveaustufen des DQR und besetzt doch mal die Stufe 1, ehe es andere tun. Die Orientierung ist dabei wichtig. Wie der Nordstern am Himmel. Er weist uns den Weg, die Richtung, aber wir kriegen ihn nicht zu packen. Also Berufsbildungsbereich mit Orientierung an der Berufswelt und nicht nur Lernen über Ausprobieren, Frustrationstoleranz, Konfliktbewältigung, Zielfindung und Stabilisierung. Diese ständigen Problemorientierungen der sozialen Helfer entlassen unsere Klienten/Beschäftigten nicht aus ihrer ewig zugewiesenen Problemzone.
Aber nun zur Sache des Kollegen Dieter Basener, der erneut mit großem Blick über die Werkstattlandschaft bedenkliche Tendenzen in der Berufsbildung der Werkstätten ausgemacht hat. Wahnsinn. Hat er die Entwicklungen von Jahrzehnten vom stumpfen Arbeitstraining zum Berufsbildungsbereich, von Aufbewahrung, Normalisierung, Integration oder gar Inklusion vergessen? In die Gesellschaft, in die dortige vielfältige Arbeitswelt wollten wir immer integrieren. Wohin denn sonst? Haben wir das vergessen? Jeder Sozialarbeiter weiß, dass dazu zwei Felder zu beackern sind: Einerseits die Beschäftigten in der Werkstatt befähigen, aber andererseits auch die Gesellschaft, die eine Langsamkeit, Andersartigkeit usw. zulassen muß. Sind wir in den Sondereinrichtungen schon so weit abseits, dass wir „Panikgefühle“ bekommen wenn die Realität sich mit der schulischen Inklusion, der wirklichen Berufswelt oder der UN-Konvention uns endlich mal konkreter nähert? Ziehen wir dann unseren schwierigsten Fall aus der Tasche um zu zeigen, dass das garantiert unmöglich ist?
Angebote für Menschen mit Behinderungen im Wohnen und Arbeiten haben sich in den letzten 30 Jahren gewaltig entwickelt. Betreue Wohnformen, Außenarbeitsgruppen, Unterstützte Beschäftigung oder angemessenen stärker ergonomisch ausgerichtete Arbeit und auch Teilzeitangebote sind für alle Betroffenen ein Fortschritt. Statt neue Tätigkeiten oder merkwürdige Berufe in den Sonderwelten zu kreieren (Serienfertiger, Alltagshelfer etc.), sich an der gesellschaftlichen Berufswelt auszurichten, ist das doch wohl für Integrationshelfer/-assistenten sachlich geboten. Natürlich individualisiert, nach der Behinderung/Leistungsfähigkeit der Person und deutlich mehrheitlich ohne den Erfolg des Gesellen- und Meisterbriefs. Kümmert Euch um die unterschiedlichen Niveaustufen des DQR und besetzt doch mal die Stufe 1, ehe es andere tun. Die Orientierung ist dabei wichtig. Wie der Nordstern am Himmel. Er weist uns den Weg, die Richtung, aber wir kriegen ihn nicht zu packen. Also Berufsbildungsbereich mit Orientierung an der Berufswelt und nicht nur Lernen über Ausprobieren, Frustrationstoleranz, Konfliktbewältigung, Zielfindung und Stabilisierung. Diese ständigen Problemorientierungen der sozialen Helfer entlassen unsere Klienten/Beschäftigten nicht aus ihrer ewig zugewiesenen Problemzone.
Und ganz nebenbei: Der lebenslange
Traumberuf ist doch vorbei. Die meisten Menschen üben mehrere Berufe in ihrem
Berufsleben aus. Nur wenige gehen in ihrem Lehrberuf in Rente. Also wieso soll
man sich ständig auf ein Berufsleben mit einem Beruf angemessen vorbereiten und
das noch über die zwei Jahre des Berufsbildungsbereichs hinaus? Eine
Berufsorientierung oder Ausbildung ist eine Grundlage und läßt weitere
Entwicklungen zu.
Geht bitte raus in die Umwelt.
Missioniert für die Werkstattbeschäftigten. Lernt die Sprache der
Öffentlichkeit und der allgemeinen Berufswelt. Bringt den „sogenannten
Normalen“ bei, dass sie auch Verantwortung für die
„nicht-olympiareifen-Menschen“ haben und das es überall auch Arbeiten für diese
Zielgruppe gibt. Tretet für eine angepasste Arbeit ein, auch mit dem
Rechtsverhältnis der Werkstatt. Macht Teilhabe möglich, seit der „Anwalt“ der
Beschäftigten, des Klientels, dass das Werkstattpersonal für Assistenz und
notwendige Hilfen bezahlt. Schluß mit dem diffusen „Beschützen“ oder
„Aufbewahren“ in der Sonderwelt. Wie realistisch in welcher Anzahl sind die
Traumberufe als Pferdepfleger oder das Plazieren und dann gucken wir erst mal
wofür wir qualifizieren? Werkstätten müssen sich öffnen. Das Wissen der
Werkstattfachleute muss in die Betriebe getragen werden. Oder gibt es dort eine
Angst vor der Wirklichkeit?
Es ist nicht politisch motiviert. Es
ist ein Grundziel der Sozialarbeit Menschen zu befähigen, ihnen Wege
aufzuzeigen und ggfs. für sie Hindernisse zu beseitigen. Dafür muss man
innerhalb der Gesellschaft kämpfen, wie auch für andere Sachen (z.B. in Bau und
Umwelt). Das geht nur über politische Werte, Auseinandersetzungen und auch
konkurrierende Maßnahmen. Die weiteren fachlichen Gründe für eine Orientierung
an der Wirklichkeit wurden von Fachleuten wie Gerd Grampp oder der BAG:WfbM
oder aus Werkstätten in Berlin etc. genannt. Das ist hier nicht zu wiederholen.
Werkstätten werden sich weiter
entwickeln. Das ist gut so. Und Werkstätten haben an der bisherigen Öffnung der
Gesellschaft für diesen Personenkreis einen entscheidenden Anteil. Der muß nun
ausgebaut werden. Das ist allemal besser als sich vor der Stadt in eine
Sonderwelt zurückzuziehen.
Merksätze:
Wir wollen auf den Marktplatz, nicht
vor die Stadt.
Wir wollen dahin wo die anderen
sind.
Wir haben Lust auf Neues.
Und: Wir lernen ständig dazu, auch
wenn wir alt sind.
Herzlichen Gruß
Wilfried Hautop
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